Gemeinsame Presserklärung: DIE LINKE. im Dresdner Stadtrat, SPD-Fraktion Dresden, Länger Gemeinsam Lernen – Gemeinschaftsschule in Sachsen e.V.

Die Stadt braucht mehr Gemeinschaftsschulen! Der Wunsch vieler Dresdner Eltern nach längerem gemeinsamen Lernen für ihre Kinder kam deutlich in den Anmeldezahlen für das Schuljahr 2023/24 zum Ausdruck. Es besteht offensichtlich ein Bedarf nach mehr Plätzen an Gemeinschaftsschulen. Auch vom Kreiselternrat wird das so gesehen. Dieser fordert sechs weitere Gemeinschaftsschulen für Dresden in den nächsten Jahren. Neue Schulstandorte sind unter der Berücksichtigung der zu erwartenden Schülerzahlen eher unwahrscheinlich. Aber auch durch eine Schulartänderung können neue Gemeinschaftsschulen gebildet werden. Doppelstandorte (z.B. Oberschule und Gymnasium) bieten diesbezüglich die besten Voraussetzungen.

In einem interfraktionellen Antrag von LINKE und SPD wird der Oberbürgermeister aufgefordert zu prüfen, welche Schulstandorte zu einer Gemeinschaftsschule entwickelt werden könnten und entsprechende Gespräche unter Einbeziehung der Akteure vor Ort zu führen. Fußend auf den bisherigen Erfahrungen soll ein dauerhaftes Beratungsangebot seitens der Stadt geschaffen werden und bis Ende des Jahres sollen die Ergebnisse des Prüfprozesses vorgestellt werden. Im Falle zukünftiger Neueinrichtungen von Schulstandorten ist grundsätzlich zu prüfen, ob dieser für die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule geeignet ist.  

Dazu erklärt Linke-Stadträtin Anja Apel, Mitglied im Bildungsausschuss: „Wir kommen mit weiteren Gemeinschaftsschulen einem Wunsch vieler Familien nach. Aber ich möchte auch noch einen Perspektivwechsel vornehmen. Als Lehrerin bin ich überzeugt, dass ein längeres gemeinsames Lernen pädagogisch sinnvoll ist, um mehr Chancengleichheit in der Bildung zu erreichen. Nach über zwanzig Jahren Gymnasium und nun 15 Jahren Erfahrung an der Freien Alternativschule, einer Schule 1. bis 10. Klasse, erlebe ich, dass alle Kinder und Jugendlichen einen Vorteil vom gemeinsamen Lernen haben.“

Dana Frohwieser, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion: „Jedes Kind ist anders. Deshalb wollen wir eine Schule, die in gutem Schulklima Kinder zusammen unterrichtet. Welchen Bildungsweg ein Kind meistern kann, lässt sich im Alter von 10 Jahren nicht valide vorhersagen. Längst ist klar, dass die Grundannahme des dreigliedrigen Schulsystems falsch ist. Nämlich dass es praktisch Begabte, technisch Begabte und abstrakt Begabte gäbe und sich diese Begabungen der Bildung entziehen. Und sie passt nicht zu einer demokratischen Wissensgesellschaft. Dafür brauchen wir Schulen, in denen man fürs Leben lernt nicht für die nächste Klassenarbeit. Kinder sollen komplexe Themen verstehen nicht Fachwissen pauken. Sie brauchen Unterricht, der auch mal draußen, im Leben stattfindet, auch mal im Handwerksbetrieb oder der sozialen Einrichtung. Dann könnte jedes Kind nach seinen Fähigkeiten und Interessen gefördert werden und in seinen Schwächen Hilfe und Unterstützung finden. Längst ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass sowohl leistungsstarke Kinder als auch solche mit größeren Herausforderungen vom gemeinsamen Lernen in einer stabilen Lernumgebung profitieren. Was wir nicht brauchen, ist frühe Sortierung in Oberschule und Gymnasium.“

Florian Berndt, Vorsitzender des Vereins „Länger Gemeinsam Lernen – Gemeinschaftsschule in Sachsen e.V.“: „Der Run auf die Gemeinschaftsschulen in Dresden ist groß. Allein fürs Schuljahr 23/24 wurden so viele Schüler:innen aufgrund Platzmangels abgewiesen, wie es für eine Neugründung benötigt. Durch den guten Ruf und die wachsende Bekanntheit werden die Anmeldezahlen auch künftig stark steigen. Es besteht also dringender Handlungsbedarf, um den Wunsch nach längerem gemeinsamem Lernen in Dresden erfüllen zu können. Als Verein stehen wir beratend an der Seite von Eltern, Lehrkräften und Schulleitungen, die die Gründung von Gemeinschaftsschulen voranbringen wollen.“