DIE LINKE

Stimmen Sie im Landtag für den beigefügten Gesetzentwurf des Bündnisses Gemeinschaftsschule in Sachsen?

Ja

Wie begründet sich Ihre Zustimmung/Ablehnung/Enthaltung?

Sachsens Schulsystem entlässt etwa ein Zehntel der jungen Menschen mit dem Hauptschul-, ein weiteres Zehntel ohne Abschluss. Ein Fünftel der Jugendlichen ist also auf dem Arbeitsmarkt weitgehend chancenlos. DIE LINKE tritt seit Jahr und Tag für das längere gemeinsame Lernen von Kindern und Jugendlichen in einer „Schule für alle“ ein.

Die soziale Selektion zehnjähriger Schülerinnen und Schüler muss enden, weil niemand schon zu diesem Zeitpunkt verlässlich sagen kann, welcher Weg für ein Kind der Beste ist. Im gegliederten Schulsystem können viele nicht den Abschluss erwerben, der ihrem Leistungsvermögen entspricht. Wer was schaffen kann, zeigt sich erst am Ende des Bildungsgangs. Begabungen stehen nicht fest, sondern lassen sich entwickeln. Jede und jeder soll alles erreichen können, wenn die Leistung stimmt. Die Gemeinschaftsschule muss folglich als zusätzliche Schulart möglich werden, damit echte Wahlfreiheit herrscht.

Sachsen würde mit der Gemeinschaftsschule ein Modernisierungsdefizit beseitigen und den international üblichen Standard erreichen. Längeres gemeinsames Lernen schafft ein leistungsförderndes Lernumfeld für alle. Stärkere und Schwächere lernen fachlich und sozial voneinander, in einer längerfristig stabilen Umgebung – motiviert durch Erfolg statt durch Angst. Alle Kinder sollten alle Möglichkeiten behalten und bis zum Abschluss zeigen können, was in ihnen steckt! Das lindert auch soziale Ungleichheit: Bisher haben Kinder, deren Eltern nicht studiert haben, geringere Chancen auf das Abitur als Kinder aus Akademikerfamilien.

Die Mehrheit der Bevölkerung befürwortet die Einführung von Gemeinschaftsschulen in Sachsen. Die CDU blockiert einen solchen Schritt im Parlament seit vielen Jahren. Wir danken Ihnen dafür, dass Sie die Initiative ergriffen haben und mit breiter Unterstützung auch der LINKEN auf außerparlamentarischem Wege Veränderungen anstreben.

SPD

Stimmen Sie im Landtag für den beigefügten Gesetzentwurf des Bündnisses Gemeinschaftsschule in Sachsen?

Ja

Wie begründet sich Ihre Zustimmung/Ablehnung/Enthaltung?

Der Volksantrag „Gemeinschaftsschule in Sachsen – Länger gemeinsam Lernen“ ist ein kluger Gesetzentwurf. Gemeinschaftsschulen werden ermöglicht, wo es alle wollen. So wird endlich auch in Sachsen Schulfrieden hergestellt. Wir setzen den Volksantrag um – ohne Wenn und Aber. Wer mit der SPD regieren will, muss Ja zum längeren gemeinsamen Lernen sagen.

Eine stabile Lernumgebung hat, das zeigen viele Studien, einen positiven Einfluss auf den Bildungserfolg. Gemeinschaftsschulen ermöglichen Kindern den Verbleib im gewohnten Umfeld. Freundschaften und soziale Beziehungen werden erhalten, der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gestärkt. Gemeinschaftsschulen fördern den binnendifferenzierten Unterricht und eine moderne Schulkultur. Und sie erlauben es, ein dichteres Schulnetz zu knüpfen sowie Lehrkräfte flexibel einzusetzen.

Bei der Weiterentwicklung unseres Schulsystems legen wir viel Wert darauf, unsere Schulen kindgerecht zu gestalten. Lehrkräfte sollen mehr Zeit für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler haben und zumindest ein Drittel der Stunden im Team unterrichten können. So wird die Lernfreude der Schülerinnen und Schüler gestärkt. Das heutige gegliederte Schulsystem mit seiner frühen Trennung in Oberschule und Gymnasium sorgt schon in den Grundschulen für einen zu hohen Leistungsdruck, dem die einen nicht standhalten und die anderen mit Auswendiglernen begegnen. Das längere gemeinsame Lernen hilft dabei, Herkunftsnachteile abzubauen und Bildung chancengerecht zu gestalten. Es wird ein wertvoller Katalysator für die inhaltliche und methodische Weiterentwicklung unseres Schulsystems sein.

 

BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN

Stimmen Sie im Landtag für den beigefügten Gesetzentwurf des Bündnisses Gemeinschaftsschule in Sachsen?

Ja

Wie begründet sich Ihre Zustimmung/Ablehnung/Enthaltung?

Der Landesverband Sachsen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist Mitglied im Bündnis „Gemeinschaftsschule in Sachsen – Länger Gemeinsam Lernen“. Wir unterstützen den Volksantrag vollumfänglich. Längeres gemeinsames Lernen sollte überall dort möglich sein, wo Schulkonferenz und Schulträger sich dafür entscheiden. Für dieses „optionale Modell“ haben wir uns bereits im Zuge der Schulgesetznovelle stark gemacht.

Wir wollen den Druck von Kindern und Ihren Familien nehmen, sich am Ende der Grundschulzeit – im Alter von 10 Jahren – für einen Bildungsweg entscheiden zu müssen. Mit der vielbeschworenen Durchlässigkeit des gegliederten sächsischen Schulsystems ist es oft nicht weit her: Ein Schulartwechsel erfolgt deutlich häufiger vom Gymnasium an die Oberschule als umgekehrt. Soll ein Kind trotz Bildungsempfehlung für die Oberschule das Gymnasium besuchen, müssen zusätzliche Hürden überwunden werden. Eine Gemeinschaftsschule erspart den Kindern und ihren Familien die Zäsur an den Übergängen des Schulsystems und die frühe Trennung von Klassenverbänden.

Wir wollen eine Schule der Vielfalt, in der alle Kinder beste Chancen haben und voneinander und miteinander lernen können. Gemeinschaftsschulen sind Motoren sozialer Integration. Sie setzen auf individuelle Förderung und kooperative Lernformen in einer sozial gut gemischten Schülerschaft. Dabei verbindet die Gemeinschaftsschule Chancengerechtigkeit mit Leistung: Schulleistungsstudien und Forschung zeigen, dass Gemeinschaftsschulen erfolgreich sowohl leistungsschwache als auch leistungsstarke Schüler*innen fördern. Beim sächsischen Schulversuch zum längeren gemeinsamen Lernen gehörten die Gemeinschaftsschulen in Leipzig und Chemnitz zur Spitzengruppe.

Wir wollen die Gemeinschaftsschule! Eine Schule, die mehrere Abschlüsse anbietet, ist attraktiv für Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte. Damit hilft die Gemeinschaftsschule, Schulstandorte zu erhalten.

CDU

Stimmen Sie im Landtag für den beigefügten Gesetzentwurf des Bündnisses Gemeinschaftsschule in Sachsen?

Nein

Wie begründet sich Ihre Zustimmung/Ablehnung/Enthaltung?

Sachsen steht mit seinem gegliederten Schulsystem an der Spitze der deutschen Bundesländer und erzielt in den Leistungstests seit vielen Jahren Bestwerte. Offenkundig führt das sächsische Schulsystem im Vergleich mit anderen Modellen zu deutlich besseren Lernergebnissen und einer besseren individuellen Förderung von leistungsstarken aber auch leistungsschwachen Schülern. Viel wichtiger als eine Diskussion um das Schulsystem ist unseres Erachtens die ausreichende Versorgung mit Lehrerinnen und Lehrern. Um diese zu erreichen, ist mit dem Maßnahmenpaket Bildung ein Schritt nach vorn gelungen. Auf diesem Weg wollen wir auch zukünftig weitergehen und die Stärke des sächsischen Bildungssystems sichern.

FDP

Stimmen Sie im Landtag für den beigefügten Gesetzentwurf des Bündnisses Gemeinschaftsschule in Sachsen?

Nein

Wie begründet sich Ihre Zustimmung/Ablehnung/Enthaltung?

Wir haben in Sachsen zahlreiche Herausforderungen im Bereich Bildung zu bewältigen. Schulen müssen saniert, neue gebaut werden, da wir seit Jahren wachsende Schülerzahlen haben. Damit geht einher, dass wir natürlich auch mehr Lehrer benötigen, die gleichzeitig entlastet werden müssen. Die wenigsten Schulen sind im Bereich der Digitalisierung auf dem Stand der Technik, Lehrer müssen nachgeschult werden, um neue Technik auch bedienen zu können. Wir brauchen mehr Schulsozialarbeiter, um zwischen Lehrer, Schüler und Elternhaus vermitteln zu können. Die Schulabbrecherquoten sind viel zu hoch. Wir wollen Inklusion ermöglichen, wo sie gewollt ist und für alle Beteiligten Sinn macht. Das erfordert alles enorme Kraftanstrengungen, und wir halten es angesichts dieser vielfältigen Probleme für absolut kontraproduktiv, zusätzlich auch noch das gesamte Schulsystem umzugestalten. Gegen eine Gemeinschaftsschule als ergänzende Schulform haben wir nichts einzuwenden, aber die gibt es bereits. Wir begrüßen zudem die vielfältige Bildungslandschaft in Sachsen und den guten Mix aus Schulen in staatlicher und in freier Trägerschaft. Daran wollen wir nichts ändern, wir sehen dies als Bereicherung.

AfD

Stimmen Sie im Landtag für den beigefügten Gesetzentwurf des Bündnisses Gemeinschaftsschule in Sachsen?

Nein

Wie begründet sich Ihre Zustimmung/Ablehnung/Enthaltung?

Die AfD Sachsen hat sich für ein längeres gemeinsames Lernen bis Klasse 8 ausgesprochen.

Ziel ist, die frühe Trennung der Kinder nach der 4. Klasse nach hinten zu verschieben, um den Schülern mehr Zeit zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu geben und die weniger Guten von den Guten lernen zu lassen.

Dies fördert nicht zuletzt soziale Kompetenzen, ja den Gemeinsinn mit Kompetenzen wie Empathie, Solidarität, Respekt, Hilfsbereitschaft und soziale Integration, die einem Fünftel der Kinder und einem Drittel der Jugendlichen in Deutschland fehlen, wie Ende Juni eine Studie der Universität Bielefeld ergab.

Die klare Trennung in Oberstufenschüler und Gymnasiasten erfolgt dann mit dem Schluss der 8. Klasse. Dies entspricht dem Leistungsprinzip, zumal die AfD auch die Verbindlichmachung der Gymnasialempfehlung von 1,5 mit Letztentscheidung des Lehrers einführen will.

Das Modell der Gesamtschule i.S.d. des Volksantrags entspricht dem westdeutschen Modell mit einer Nivellierung des Leistungsniveaus, das zumal in den rotgrünen westdeutschen Bundesländern grandios gescheitert ist.

Die Gemeinschaftsschule vermeidet den Schnitt der Bestenauslese.

Der Volksantrag will überdies pädagogischen Unsinn wie gemeinsames Lernen bis Klasse 12 oder gar Inklusionsklassen. Die entsprechende UN-Resolution ist bei uns durch Förderschulen längst umgesetzt, Inklusionsklassen benachteiligen sowohl Behinderte wie auch Nichtbehinderte. Folglich hat die Gemeinschaftsschule i.S.d. Volksantrags nichts mit dem Modell der AfD gemein, weswegen wir sie ablehnen.

FREIE WÄHLER

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